XOOOOX

Info

No description

Biography

XOOOOX works with delicate stenciled works and installations in an arte povera style that consist of weathered and decaying materials. In these works XOOOOX distinctly contrasts the glamour of fashion culture with existentialist themes such as vulnerability and transience. The life-size stencils of professionally styled photo models form the leitmotif of the figurative studies and scrutinize the worship cult and the seduction techniques of haute couture. Beguilingly beautiful, XOOOOX’s women convey a sense of melancholy and introversion and allude to the growing displeasure with the uniform, consumption-driven hype of the fashion industry. Using transitory media such as exposed building facades, worm-eaten wood, rotting fabric and rusty metal, XOOOOX grounds this apparently glamorous theme in the street, but the artist’s aim is not to deconstruct fashion culture. XOOOOX pays homage to traditional haute couture while levelling criticism at the over-industrialization of fashion as a cultural artefact of our time.

In his abstract paintings XOOOOX focuses on a technique that was always present in his work but nevertheless less known than his stencil pieces. Similar to an exterior wall, he builds layer upon layer, material upon material on the substrate to make reference to his street art origins. In his role as an abstract painter rather than a graffiti- and street artist, XOOOOX presents a highly individual and expressive style. Although dwarfed by his unique stencils for a long time, his paintings have throughout been loyal companions on his diverse way of artistic development. Picasso’s work was the inspiration to start experimenting with abstract painting and later showed him the connection between the two different art forms graffiti and abstractionism. Initially determined by a timid adherence to the human outline and inspired by the Cubists, XOOOOX more and more abandoned the hard lines to explore a new mode of expression in the abstract shapes and surfaces on canvas. As once Basquiat, XOOOOX’s paintings also tell the story of the artist’s engagement with dynamic and urban art in order to convert their influences into another media.

As a synthesis of art traditions and contemporary individual influences rather than a concept contrary to his urban origins, XOOOOX maintains the special character of his tags and stencils and transfers them on canvas. The use of Objets Trouvés allows him to draw on a wide spectrum of techniques and inspirations. In his most recent paintings, XOOOOX combines classical substances like acrylic with the typical graffiti material spray paint. Thereby, he applies various transparent and soft covering layers of paint on the substrate that was grounded with different materials such as black tea beforehand. As a gentle, diverse surface, it offers the beholder a special form of narration, in which the layers reveal their own genesis. Like an archaeology of the ephemeral, it will age and alter but at the same time be eternalized on the canvas.

Has the illegality of graffiti once demanded the artist’s anonymity, its preservation as an abstract painter has developed a completely new embodiment. No more of a compulsion, XOOOOX hides behind his six letters that always functioned as creative means in his compositions. They represent an art statement that clearly distinguishes itself from the phenomenon of the personality cult that is prevalent in the art scene, so that his art becomes the starting- and endpoint of all consideration.

XOOOOX (*1979) lives and works in Berlin.


Filigrane Schablonenarbeiten und an die Arte Povera angelehnte Installationen aus verwitterten und verwesten Materialien stellen den Glamour der Modekultur in einen unverkennbaren Kontrast zu existenzialistischen Themen wie Verwundbarkeit und Vergänglichkeit. Die lebensgroßen Schablonenarbeiten professionell gestylter Fotomodelle bilden das Leitmotiv der figurativen Studien und hinterfragen den Anbetungskult und die Verführungstechniken der Haute Couture. Neben ihrer verführerischen Schönheit vermitteln die bekannten XOOOOX Frauen eine gewisse Melancholie und Introvertiertheit – eine Anspielung auf den wachsenden Verdruss am uniformen und konsumgetriebenen Hype der Modeindustrie. Mit der Nutzung vergänglicher Medien wie raue Hausfassaden, zerfressene Fundhölzer, verwesende Stoffe und rostige Abfälle bringt XOOOOX dieses vordergründig glamouröse Thema in Verbindung mit der Straße. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Dekonstruktion der Fashion-Kultur. XOOOOX künstlerisches Statement ist eher eine Hommage an die Kunst der traditionellen Haute Couture, richtet sich jedoch gegen die Überindustrialisierung des Kulturgutes Mode in der heutigen Zeit.

Bei seinen abstrakten Arbeiten stellt XOOOOX eine Technik in den Vordergrund, die den Künstler zwar seit jeher beschäftigt, bisher aber ungleich unbekannter als seine Stencils ist. Gleich einer Häuserwand lagert sich Schicht um Schicht, Material über Material auf dem Untergrund, um entfernt noch an die Graffiti- und Street-Art-Ursprünge des Künstlers zu erinnern, längst jedoch eine sehr individuelle, ausdrucksstarke Handschrift zu präsentieren. Lange Zeit zu Unrecht im Schatten der signifikanten Stencils, bleibt die Malerei XOOOOXs treuester Begleiter auf dem wandlungsreichen Weg der künstlerischen Entwicklung, der sich stetig jedoch mit seinem Schöpfer verändert hat. Ausgerechnet ein Bildband zu Picassos Werk diente als Initiator der Auseinandersetzung mit der Malerei, die dem damals noch vorwiegend im Graffiti arbeitenden Künstler die Parallelen zwischen beiden scheinbar so unterschiedlichen Kunstformen offenbarte. Zunächst noch von einem zaghaften Festhalten an den menschlichen Umrissen bestimmt und von den Kubisten inspiriert, sollte XOOOOX von hier aus immer mehr die harte Linie aufgeben, um in der Abstraktion, in den Formen sowie Flächen auf Leinwand seine neue Ausdrucksweise zu finden. Wie einst Basquiat, erzählen auch XOOOOXs Gemälde von seiner Beschäftigung mit der dynamischen, urbanen Kunst, um ihre Einflüsse in ein anderes Medium zu überführen. 

Nicht ein Konzept wider seine urbanen Ursprünge, sondern vielmehr als eine Synthese aus Kunsttraditionen und zeitgenössischen sowie individuellen Einflüssen, führt er auf der Leinwand fort, was stets auch die Eigenheit seiner Tags und Stencils ausmachte. Geprägt durch seine nahezu ein Jahrzehnt währende Arbeit auf der Straße und mit den Objets Trouvés, die seine Mitmenschen hier hinterlassen, erlauben sie dem Künstler, sich in der Malerei aus einem breiten Repertoire der Techniken und Inspirationen zu bedienen. Kein Malmittel ist per se uninteressant. In seinen aktuellen Gemälden kombiniert XOOOOX beispielsweise klassische Malmittel wie Acryl mit dem wichtigsten Graffitifarbmittel, dem Sprühlack, auf Leinwänden, die mit schwarzem Tee grundiert werden. Statt Schablonen auf einer Außenwand, auf der Wetter und Plakatierungen ihre Spuren hinterlassen haben, werden unzählige transparente oder nur sanft deckende Farben auf dem Untergrund übereinander gelegt. Als weiche, vielschichtige Oberfläche bietet diese dem Betrachter ihre eigene Form der Narration dar, in der die Schichten ihre individuelle Entstehungsgeschichte bezeugen. Als eine Archäologie des eigentlich Vergänglichen wird es nunmehr zwar altern und sich verändern, auf Leinwand aber schafft XOOOOX mit ihr ein Denkmal für die Ewigkeit.

Forderte einst die Illegalität des Graffitis dem Künstler seine Anonymität ab, nimmt deren Bewahrung als abstrakter Maler eine vollkommen neue Form an. Nicht mehr aus einem Zwang heraus, verbirgt sich XOOOOX hinter den sechs Buchstaben, die ihm stets auch gestalterischen Mittel in seinen Kompositionen waren. Stattdessen bedeuten sie nun ein klares Kunststatement, das sich deutlich von dem Phänomen des in den Künsten so verbreiteten Personenkults abgrenzt, um seine Malerei zum Anfangs- und Endpunkt aller Betrachtung zu machen.

XOOOOX (*1979) lebt und arbeitet in Berlin.

CV

Enquiry